Siren Tales

Kathrin Lange • 1. Mai 2025
"We will need writers who can remember freedom."

Dieser Satz stammt von der wunderbaren Ursula K. Le Guin. Er ist das Motto eines neuen Projektes, das Susanne Beck, eine Kollegin, und ich kürzlich ins Leben gerufen haben. Susanne und ich trafen uns zufällig bei einem der Gründungstreffen der "Autor:innen gegen Rechts", und wir stellten schnell fest, dass wir angesichts der aktuellen Lage in unserem Land und in der Welt ganz ähnliche Gedanken und Sorgen hegten. Der sich ständig beschleunigende Rechtsruck bereitet uns beiden schlaflose Nächte.
Die Idee war schnell geboren, diese Gedanken und Sorgen in Literatur umzuwandeln und zu veröffentlichen. Aus einem Impuls heraus entstand die Website siren-tales.de, auf der wir Texte aller Arten von uns und auch von Kolleg:innen sammeln. Das Projekt läuft langsam an – was nicht zuletzt an anderen Verpflichtungen von Susanne und mir liegt. Dennoch wollen wir es stetig vorantreiben und daraus eine Art Archiv für unsere Zeit machen. Im Moment sind die Texte, die auf siren-tales.de veröffentlicht werden, noch sehr innerlich, sehr emotional. Der Plan ist aber, dort in Zukunft auch Helleres und Praktisches zu veröffentlichen, Tipps für emotionale Resilienz, für die Diskussion mit dem rechtslastigen Onkel bei der Familienfeier, Hinweise auf Aktionen gegen Rechts, die wir gut finden.

Texte zur Veröffentlichung einsenden: kathrin@kathrin-lange.de
Rasmus, ein junger, cremefarbener Golden Retriever mit seinem roten Lesehund-Tuch um den Hals.
von Kathrin Lange 22. Mai 2025
Zur Zeit passiert einfach unheimlich viel bei mir. Gestern war ich mit Rasmus zum ersten Mal auf einem Einsatz als Lesehund – in der wunderbaren Buchhandlung Steuber in Wolfenbüttel. Als ich Almut und Marco Runge, den beiden Inhaber:innen der Buchhandlung, vor kurzem vorschlug, mit dem kleinen Mann in ihren Laden zu kommen, waren sie sofort Feuer und Flamme. Kein Wunder, wurde die Buchhandlung – und damit Almuts Engagement in der Leseförderung – doch gerade vom Börsenverein des deutschen Buchhandels zum zweiten Mal als "Prädikatsbuchhandlung – Partner für Leseförderung" ausgezeichnet!
von Kathrin Lange 22. Mai 2025
Der Verein Climate Fiction Writers Europe e.V. ist noch ziemlich neu. Und seit vorgestern bin ich stolzes Mitglied Nr. 26! Das passt irgendwie wie die Faust aufs Auge. Warum? Gerade gestern wieder stand ich in einer Buchhandlung in Wolfenbüttel und unterhielt mich mit dem Inhaber, der mir sagte, dass er meine Wattenmeerkrimis gut verkaufe, Toxin hingegen "nur mühsam". Gleichzeitig erzählte seine Angestellte mir, dass sie mein Debüt "Jägerin der Zeit" – einen komplexen astronomiehistorischen Roman über die Zeit – liebendgern aktiv verkaufen würde (so er denn lieferbar wäre). Astronomiehistorie ja - Klimageschichten nein? Oder anders gefragt: Warum ist die Motivation der Buchhändlerin, Lesende für das eine komplexe Thema zu begeistern, so groß, bei dem anderen aber offenbar eher gering? Woran liegt das? An der Nähe des Themas zur eigenen Person? An einer grundsätzlichen Verweigerungshaltung der Lesenden? "Es gibt schon so viele schlechte Nachrichten, da muss ich nicht auch noch Katastrophenbücher lesen!" – Genau da liegt der Hase im Pfeffer, glaube ich! Denn muss Klimaliteratur immer Katastrophenliteratur sein, Dystopie, Weltuntergangsroman? Autoren wie Kim Stanley Robinson zum Beispiel machen vor, dass es auch anders gehen kann. Und auch in meinen Romanen wie Toxin oder Probe 12 liefert die Geschichte so vieles über das Klimathema hinaus: Spannung (die Bücher sind Thriller!), interessante Figuren, Hintergrundwissen … Aktuell arbeite ich mich an dem Unwillen von Branche und Lesenden in Hinsicht auf Klimaliteratur ab. Zum Beispiel bin ich dabei, eine Liste mit Büchern zu erstellen, die sich auf verschiedene Weisen dem Thema nähern. Ich möchte einmal herausfinden, was für Möglichkeiten es eigentlich gibt, den Klimawandel (mit)zuerzählen. Dabei befinde ich mich zur Zeit in einer Art Prozess. Umso mehr freue ich mich, dass sich mit den Climate Fiction Writers Europe e.V. ein Netzwerk bildet, mit dem zusammen ich den Weg in Zukunft gehen kann.
von Kathrin Lange 15. Mai 2025
In dieser Liste sammele ich Bücher, die sich mit dem Thema "Klimawandel" befassen a) Romane, in den der Klimawandel plotrelevant ist b) Romane, die den Klimawandel miterzählen/in als Setting nutzen c) Romane, die den Klimawandel wenigstens erwähnen d) Lyrik zum Thema Klimawandel Eine große Hilfe bei der Zusammenstellung dieser Liste war mir das Climate Fiction Festival, das unter https://www.climate-fiction-festival.de/autorinnen.html eine ganze Reihe von relevanten Autor:innen zum Thema versammelt. Die Liste a) Klimawandel ist plotrelevant Naomi Booth, Sealed (eco-horror) Marc Elsberg, Celsius Dirk C. Fleck, Palmers Krieg (1992; erster Roman, der von dem geheim gehaltenen Wissen der Ölkonzerne über die Klimakatastrophe erzählt) Maggie Gee, The Red Children Theresa Hannig, Parts per Million Wolf Harlander, 42 Grad Maja Lunde: Die Geschichte der Bienen / Die Geschichte des Wassers / Die Letzten ihrer Art / Der Traum von einem Baum Kim Stanley Robinson, Das Ministerium für die Zukunft Frank Schätzing, Der Schwarm (evtl. besser unter b) Zara Zerbe, Phytopia Plus b) Klimawandel wird miterzählt/als Setting genutzt Zoё Beck, Paradise City Helene Bukowski, Milchzähne Roman Ehrlich, Malé Theis Ørntoft, Solar Ruth Schweikert, Tage wie Hunde Ilija Trojanow, EisTau c) Klimawandel wird erwähnt (Band 5 Reihe Wattenmeerkrimis). d) Lyrik/Kurzprosa Franz Hohler, Der Weltuntergang. In: Wegwerfgeschichten Siri Ranva Hjelm Jacobsen, Die Meeresbriefe Sina Kaufmann, Helle Materie Theis Ørntoft, Gedichte 2014 Marion Poschmann, Nimbus Mikael Voge, Ebola Global Noch nicht zugeordnet Michael Christie, Das Flüstern der Bäume Cory Doctorow The Lost Cause John von Düffel, Der brennende See Karen Duve, Macht Andrew Dana Hudson, Our Shared Storm * Barbara Kingslover, Flight Behaviour * Richard Powers: Das große Spiel Sarah Raich, All that's left * Charles Ferdinand Ramuz, Sturz in die Sonne Buket Uzuner, Natur-Quartett – Earth-Water-Air-Fire Jules Vernes, Die 500 Millionen der Begum Philipp Weiss, Am Weltenrand sitzen die Menschen und lachen Tim Winton, Juice
von Kathrin Lange 8. März 2025
Eigentlich wollte ich einen Text zum Weltfrauentag schreiben.
von Kathrin Lange 29. Januar 2025
Farbspiele oder ist jetzt wirklich alles politisch? Ich spiele mit Worten und Buchstaben. Woher kommt das N?, frage ich mich. Bei Rot heißt es "die Roten". Bei Grün "die Grünen". Bei Gelb "die Gelben". Aber bei Lila? "Die LilaNen". Woher kommt das N? Am Vokal am Ende des Wortes kann es nicht liegen, denn es heißt ja auch Blau, "die Blau…Nen. Mist.
von Kathrin Lange 29. Januar 2025
Wir erzählen uns Geschichten, um uns die Welt plausibel zu machen. Der Philosoph und Historiker Yuval Noah Harari geht sogar so weit, dass er behauptet, die Fähigkeit, uns Geschichten zu erzählen, an die wir als Gemeinschaft glauben, hat uns erst zum Menschen gemacht. Wenn ich mal wieder mit dem Lauf der Welt hadere (und das passiert in diesen Wochen und Monaten sehr, sehr häufig), dann hilft es mir, mich hinzusetzen und meine Gedanken nicht nur aufzuschreiben, sondern sie in Geschichten, in kleine Dialoge, Gedichte oder einfach nur kurze Sequenzen zu verpacken. Schreibend mache ich mir die Welt verständlich. Das sind zum Einen meine "Taxitexte". Entstanden sind sie als Spin-off meiner Thriller-Reihe um den Berliner Ermittler Faris Iskander. Als der Verlag die Reihe ("wegen zu viel Politik") einstellte, habe ich Faris sozusagen entlassen. Seitdem fährt er Taxi und ab und zu steigen Menschen bei ihm ein, mit denen er ins Gespräch kommt. Über Alltagsrassismus, Demokratiefeindlichkeit, Rechtsruck. Eine dieser Geschichten – "Jagdsaison 2023" – habe ich 2019 bei einem Wettbewerb für die politische Kurzgeschichte eingereicht und wurde damit in der Kategorie "Nachdenklichster Text" ausgezeichnet. Und dann gibt es da noch Frau Mo. Auch sie dient mir als Gesprächspartnerin, wenn ich mal wieder Dinge nicht verstehe. Frau Mo fragt einen Soziologen, der in ihrem Stammcafé sitzt, danach, was autoritär-konservative Kommunikation ist. Geschrieben habe ich die Geschichte nach dem Anhören einer Folge des Podcasts "Piratensender Powerplay", in dem die beiden Hosts sehr klug und manchmal auch etwas zu akademisch "Das Gespräch am Ende der Woche" führen. Alles, was ich mühsam oder komplex finde, verarbeite ich in Geschichten. Das ist auch das Hauptkonzept beim Schreiben meiner Romane, in denen ich komplizierte Themen in spannende Storys verpacke. Es ist dieses Schreiben, das mir Dinge klarer macht. Manchmal werden aber auch einfach nur die Fragen lauter. Wie zum Beispiel in dem Text "Woher kommt das N?"